Historie der Psychologie

Ein kleiner Streifzug durch die Psychologie-Geschichte. - Hier sind Begebenheiten und Ereignisse aufgeführt, die wichtig waren für die Entwicklung der modernen Psychologie, in zeitlicher Reihenfolge, mit mehr oder weniger ausführlichen Kommentaren (erreichbar durch Klick auf die Bilder).

Start

350 v.Chr.

Aristoteles
"Über die Seele"

1637

Descartes' Körper-Geist-Dualismus

1781

Kants Sicht
der Psychologie

1843

Denken mit Maschinen

1874

Wilhelm Wundt

1886

Experimentelle Hypnose

1890

William James'
"The Principles of
Psychology"

 

Tests in der
Psychologie

1899

Sigmund Freud

1913

Carl Gustav Jung

 

Behaviorimus

1918

Klassifizierung
psychischer
Störungen

1947

Klienten-zentrierte
Psychotherapie

1949

Die "Big Five"

1951

Gestalttherapie

1955

Kognitive
Therapie

1961

Biofeedback

Humanistische
Psychologie

2000

Positive
Psychologie

Continue


ca. 10000

v. Chr.

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Schamanische Praktiken können als erste Formen von Psychotherapie angesehen werden. Wenn ein Mensch krank ist geht die Seele verloren. In der Heilungszeremonie kann der Schamane mit den Geistern verhandeln, um die Seele wiederzufinden. Verlorenes soll zurückgeholt werden, das ist die Aufgabe des Heilers. Hier gibt es also Parallelen zu Vorstellungen der modernen Psychotherapie, etwa zur Psychoanalyse und zum Modell des Unbewussten.



ca. 700

v. Chr.

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In der babylonischen Astrologie werden die zwölf Konstellationen der Sterne und Planeten im Laufe eines Jahres durch Tiere symbolisiert und die Bewegung der Sonne zwischen diesen Tierkreisen beschrieben. Der alexandrinische Gelehrte Claudius Ptolemäus verknüpfte die Planetenkonstellationen mit psychischen Charaktereigenschaften. Im 20. Jhd. integrierte der Schweizer Psychologe Carl Jung die Astropsychologie in seine Theorie der Archetypen.



528 v. Chr.

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Siddhartha Gautama erfuhr seine Erleuchtung mit 35 Jahren, unter einer Pappelfeige sitzend. Als Buddha lehrte er seine durch die Meditation gewonnenen Einsichten:

Es gibt drei Grundmerkmale der Existenz: 1. Alles fließt. 2. Es gibt kein Ich. 3. Leiden und Unfrieden sind der Kern der Existenz.

Um das Leiden zu überwinden muss der Mensch die vier Wahrheiten annehmen: 1. Das Leiden existiert. 2. Das Verlangen ist die Quelle allen Leidens. 3. Wenn wir das Verlangen überwinden, können wir das Leiden beenden. 4. Der Edle Achtfache Pfad (der Mittlere Weg) führt zur Erleuchtung.

Einsicht, persönliche Veränderung und tiefere Erkenntnis der Wirklichkeit sind Grundpfeiler der buddhistischen Psychologie, ebenso Meditation und Achtsamkeit.



ca. 500

v. Chr.

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Der chinesische Diplomat, Lehrer und Philosoph Kong Fu Zi entwickelte eine Lehre der Menschlichkeit, die Vorgaben bezüglich Lebensführung, Pflichtauffassung und Behandlung anderer Menschen umfasste. Zentrale Gesichtspunkte des Konfuzianismus sind Schicksal, Ethik für gewöhnliche Menschen und für Gelehrte, Selbstkultivierung und Geist. Ethik für gewöhnliche Menschen bedeutet Respekt insbesondere auch vor höhergestellten Menschen. Die Säulen der Menschlichkeit, Güte, Weisheit, Mut und Anstand, werden durch Selbstkultivierung angestrebt.

Grundlegende Schriften sind das Buch der Wandlungen (Yijing), das Buch der Lieder (Schijing), das Buch der Urkunden (Schujing), das Buch der Bräuche (Liji) und die Frühlings- und Herbstannalen (Chunqiu).



ca. 350 v. Chr.

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Das Werk "De anima" ist die erste Schrift der Antike, die nur die Seele zum Thema hat. In teleologischer Sichtweise nimmt Aristoteles die Seele als Entelechie (Wirklichkeit) eines "organischen" Körpers an. Die Seele ist Zweckursache des Körpers, sie verhält sich zum Körper wie das Augenlicht zum Auge. Anders als Platon sieht Aristoteles die Seele nicht eigenständig, sondern als Einheit mit dem Körper. Durch die Seele unterscheidet sich die lebende von der nicht lebenden Welt. Pflanzen haben eine vegetative Seele, Tiere haben eine sensible Seele, und Menschen haben eine rationale Seele, die die beiden anderen Seelen umfasst und zusätzlich den Geist mit Argumentations- unDenkvermögen beinhaltet. Wissen basiert auf Informationen unserer Sinne. Der passive Geist, das Gedächtnis, speichert unser Allgemeinwissen. Der aktive Geist ist reiner Gedanke und bearbeitet den passiven Geist. Diese Sichtweise entspricht den noch heute geltenden Prinzipien der assoziativen Erinnerung. 



ca. 200

v. Chr.

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Die hinduistische Psychologie ist eine Mischung psychologischer Prinzipien und Ausübungsformen hinduistischer Traditionen. Uralte Texte liegen dem Hinduismus zugrunde. Ein Epos daraus ist z. B. der Bhagavad Gita. Bei der Erschaffung aller Elemente des Universums wirken drei erforderliche Elemente zusammen: Tamas (Trägheit), Rajas (Ruhelosigkeit), Sattva (Klarheit). Letzteres ist das spirituelle Element zur Kultivierung und Erhaltung des Gleichgewichts zwischen den drei Elementen. Vielfältige Ausübungsformen dieser Prinzipien (Yoga-Wege) zielen auf Selbsterkenntnis, psychisches Wachstum, Erleuchtung ab.



1637

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Mit dem französischen Philosophen Rene Descartes begründete sich ein neues Verständnis vom Menschen als auch den Naturgesetzen unterworfen. Um im Einklang mit der Religion und dem Katholizismus zu bleiben, postulierte Descartes eine Körper-Geist-Dualismus, bei dem bestimmte mentale Funktionen als Eigenschaften des Körpers und nicht der Seele angesehen werden konnten. Wahrnehmung, Träume, Gefühle und Erinnerung konnten so als körperliche Prozesse untersucht werden und waren nicht mehr der göttlichen Vorhersehung unterworfen. In Descartes' mechanistischem Modell interagierten Körper und Geist über die Epiphyse im Gehirn derart, dass die Körpereindrücke empfangen und der Körper in Bewegung gebracht wird. Zukünftige Denker wurden hierdurch inspiriert, den Menschen nicht als Teil der übernatürlichen, sondern der natürlichen Ordnung zu begreifen.    



1781

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Immanuel Kant stellte die These auf, dass der Geist nicht in gleicher Weise durch wissenschaftliche Studien, etwa durch experimentelles Erforschen,  untersucht werden kann wie andere Themen. Kants Theorie, wie wir die Welt erkennen, wird in seiner "Kritik der reinen Vernunft" beschrieben. Er teilt die Wirklichkeit in zwei Bereiche ein, die Welt der Ideen und die Welt der Phänomene. Erstere ist die Welt der reinen Objekte losgelöst von unserer Wahrnehmung, letztere ist die Welt der durch den Geist wahrgenommenen und kategorisierten Objekte. Der (aktive) Geist strukturiert unsere Erfahrung anhand von zwölf Prinzipien, eine dem Geist eigene Funktionsweise. Die Psychologie kann keine Naturwissenschaft sein, weil laut Kant die mentalen Prozesse keine räumliche Dimension haben und nicht mathematisch ausgedrückt werden können. Psychologie kann nur eine historische und beschreibende Disziplin sein.



1843

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Der Brite Charles Babbage konstruierte 1843 eine mechanische Rechenmaschine, die er "Analytical Engine" nannte, und die das menschliche Rechenvermögen verbessern sollte. Sie wird als Vorläufer des Computers gesehen. Hiermit wurde auch die Basis geschaffen für die Beschäftigung mit Kognition und künstlicher Intelligenz.   

Der Arzt und Philosoph Julien Offray de La Mettrie hatte sich schon ein Jahrhundert vorher in seinem Buch "L'homme machine (Der Mensch als Maschine)" mit dieser Art von Thematik befasst. 

Ada Lovelace untersuchte das Potential der Analytical Engine und kam zu dem Schluss, daß echte Kreativität durch Maschinen nicht geleistet werden könne ("Der Einwand der Lady Lovelace").



1874

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Wilhelm Wundt gilt als Begründer der Psychologie. Er gründete 1879 an der Universität Leipzig das erste Institut für experimentelle Psychologie. 1874 schrieb er das erst Buch dazu: "Grundzüge der physiologischen Psychologie". Er stützte sich dabei auf Werke von G. Fechner, H. vom Helmholtz und anderen physiologischen Forschern. Die Methode der experimentellen Introspektion war für ihn die passende Methode, um Grundeigenschaften der psychischen Funktionen zu erforschen. Für höhere Funktionen, wie Denken, Sprache und soziales Verhalten, war die Methode aber nach seiner Auffassung nicht geeignet. Hier hielt er vergleichende und historische Methoden für angemessen. Dies ähnelt der Auffassung von I. Kant. 



1886

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Ab Ende des 19. Jhd. wurde die Hypnose zum Objekt wissenschaftlicher Forschungen. Joseph Delboeuf ist hier zu nennen. Als Begründer der experimentellen Hypnoseforschung wird aber der als Hauptvertreter des Neobehaviorismus bekannte Clark Hull angesehen, der 1933 das Buch "Hypnosis and Suggestibility" schrieb und bestätigte, daß man unter Hypnose schmerzfrei sein kann (hypnotische Anästhesie), sowie die Inhalte derselben danach vergessen haben kann (posthypnotische Amnesie). Einigkeit besteht unter den Forschern in der Erkenntnis, daß die Empfänglichkeit zum Erfolg der Hypnose wesentlich beiträgt. Ernest und Josephine Hilgard forschten zu diesem Thema. 



1890

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William James gilt als Begründer der amerikanischen Psychologie ("The Principles of Psychology"). Er arbeitete und lehrte an der Harvard Universität von 1872 bis 1907. Er gilt als Hauptvertreter des Pragmatismus. Er konstruierte eine Emotionstheorie, gleichzeitig mit Carl Lange, nach der die Emotionen aus den körperlichen Reaktionen hervorgehen, die "James-Lange-Theorie".  



1890

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Die Entwicklung psychologische Tests ist als ein sehr wichtiges Teilgebiet der Psychologie anzusehen.

Als erstes gab es den Begriff des Intelligenztests, der von dem amerikanischen Psychologen James McKeen Cattell geprägt wurde. Alfred Binet konstruierte Anfang des 20. Jhd. den ersten handhabbaren Test intellektueller Fähigkeiten, den Binet-Simon-Test, der an amerikaische Verhältnisse angepasst zum Stanford-Binet-Test wurde. Der deutsche Psychologe William Stern definierte zu der Zeit den IQ, den Intelligenzquotienten: geistiges Alter / chronologisches Alter * 100).

Die ersten Persönlichkeitstest entstanden in den 20er Jahren. Eignungstests wurden für die Personalauswahl entwickelt. Der erste Persönlichkeitstest für psychische Störungen wurde im ersten Weltkrieg entwickelt, das Woodworth Personal Data Sheet, um 1930 entstand der in diesem Bereich am häufigsten verwendete, der Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI).



1899

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Der österreichische Neurologe Sigmund Freud (1856 - 1939) kam während eines Stipendiums bei dem berühmten französischen Neurologen Jean-Martin Charcot zu der Einsicht, dass bei der Hysterie sich Ideen vom rationalen Denken abspalten, wobei traumatische Erlebnisse eine Rolle spielten. Gleichzeitig beeindruckten Freud die Ergebnisse seines Mentors Josef Breuer, die dieser mit der "Sprechtherapie" bei der Patientin Anna O. erzielte. Auf Basis dieser Erkenntnisse entwickelte Freud seine ersten Prinzipien der Psychoanalyse. Dazu gehörten Techniken der Traumanalyse und freien Assoziation, um zum Unbewussten der Patienten vorzudringen, sowie Phänomene aus der therapeutischen Praxis wie Verdrängung, Übertragung und Gegenübertragung. Freud schuf eine umfangreiche Theorie um die Basiskonstrukte "Es", "Ich" und "Überich" und lieferte in seinem Werk Erklärungen für viele individuelle und gesellschaftliche Phänomene.



1913

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Carl Gustav Jung (1875 - 1961) war viele Jahre eng mit Sigmund Freud befreundet, bis die Freundschaft 1913 brach. Jung entwickelte dann die "Tiefenpsychologie". Er ging von einem persönlichen und zusätzlich von einem kollektiven Unbewußten aus, den gesammelten psychologischen Erfahrungen der Menschheit, die sich in sogenannten Archetypen manifestieren und untergliedern. Solche Archetypen sind etwa das Ego, die Persona oder der Mutterarchetyp, der sich z. B. zeigt in Mutter Natur oder der Jungfrau Maria. In der Individuation streben wir nach psychologischem Wachstum, also aufgrund des angeborenen Antriebs unser Potential als Person komplett zu erreichen. Dies galt für Jung als das Ziel des Lebens.



1913

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Der Behaviorismus startete 1913 mit einem Artikel von John Broadus Watson (1878 - 1958): "Psychology as the Behaviorist Views It". Das wichtigste Postulat des Behaviorismus ist die Annahme, daß Wissenschaft sich nur mit dem wahrnehmbaren Verhalten beschäftigen darf. Dabei ist die Erforschung von tierischem Verhalten genauso legitim wie die Erforschung des menschlichen Verhaltens. Was beim Verhalten innerlich abläuft ist nicht Thema des Behaviorismus, betrachtet werden nur Input und Output, was dazwischen passiert wird als Blackbox betrachtet. Edward Lee Thorndike ist hier auch zu nennen. Als "radikaler" Behaviorist vertrat Burrhus Frederic Scinner die Ansicht, dass das Verhalten als Output aus der Blackbox erstmal indifferent ist und durch die Verstärkung (Belohnung) gesteuert werden kann,  was als "operante Konditionierung" bezeichnet wird und mittels der "Scinner-Box" experimentell untersuchbar ist.  



1918

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1918 erschien die erste amerikanische Klassifizierung psychischer Störungen unter dem Titel "Statistical Manual for the Use of Institutions for the Ensame". Das amerikanische Volkszählungsamt wollte die Anzahl der Geisteskranken in Kliniken damit erfassen.

Die erste Version des allgemein gebräuchlichen Handbuchs "Diagnostical and Statistical Manual of Mental Disorders" (DSM) wurde 1952 durch die American Psychiatric Association veröffentlicht. Das Handbuch beschrieb zunächst, meist aus psychoanalytischer Sicht, vor allem Schizophrenien und bipolare Störungen. Mit den nächsten Ausgaben kamen dann neue Kategorien und Differenzierungen hinzu. Laut DSM-5 ist eine psychische Störung „definiert als Syndrom, welches durch klinisch signifikante Störungen in den Kognitionen, in der Emotionsregulation und im Verhalten einer Person charakterisiert ist. Psychische Störungen sind typischerweise verbunden mit bedeutsamen Leiden oder Behinderung hinsichtlich sozialer oder berufs-/ausbildungsbezogener und anderer wichtiger Aktivitäten.“ Normale Trauer und sozial abweichendes Verhalten im politischen, sexuellen oder religiösen Sinne stellten dabei aber keine psychische Störung dar.



1947

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Die Klientenzentrierte Psychotherapie ist als Teil der humanistischen Psychologie anzusehen. Sie wurde von Carl Ransom Rogers (1902 - 1987) entwickelt. Rogers ging davon aus, daß eine positive Umgebung entscheidend ist für die gesunde Entwicklung eines Menschen. In der Therapie muß ebenso dies positive Umgebung hergestellt werden. Hierzu sind drei Merkmale der Therapeuten zwingend nötig: Selbstkongruenz, unbedingte Wertschätzung und Empathie. In einer solchen Beziehung können die Klienten die angeborene Fähigkeit zu psychischem Wachstum, die blockiert war, wieder herstellen. Diese Basisprinzipen sind heute Bestandteil fast aller Therapieausbildungen.



1949

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Charaktertheorien zur Persönlichkeit gehen davon aus, dass der Charakter auf feste Denk- und Handlungsmuster eines Menschen verweist und durch bestimmte Basis-"Faktoren" als Gruppierung von Eigenschaften beschrieben werden kann. Donald Fiske (1916 - 2003) war der erste, der fünf Basisfaktoren formulierte, die die Persönlichkeit erklären sollen. Erst 1976 wurden durch Paul Costa und Robert McCrae die heutigen "Big Five" entwickelt. Diese sind Erfahrungsoffenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Der NEO Personality Index - Revised (NEO-PI-R) ist der dazugehörige Persönlichkeitstest.



1951

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Fritz und Laura Perls hatten zunächst in Afrika ein Institut für Psychoanalyse gegründet, nachdem sie 1933 vor den Nazis aus Deutschland geflohen waren. 1948 zogen sie nach New York um und schilderten 1951 in einem Buch ihren neuen therapeutischen Ansatz, die "Gestalttherapie", die bald zu einem wichtigen Zweig der Humanistischen Psychologie wurde. Im Gegensatz zur Psychoanalyse werden die aktuellen Probleme ohne Bezug zu Kindheitserfahrungen und zum Unbewußten bearbeitet, wobei ein ganzheitlicher Ansatz zugrunde liegt, d.h. der Mensch wird als Einheit von Körper und Geist gesehen. Er übernimmt selbst Verantwortung für sich und macht nicht andere verantwortlich. Eine beliebte Technik der Gestalttherapie ist der "leere Stuhl". Der Patient stellt sich vor, auf diesem säße eine ihm wichtige Person, mit der er sich dann auseinandersetzt. 



1955

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Der Psychoanalytiker Albert Ellis war mit der Dauer und dem Inhalt der Psychoanalyse unzufrieden und führte als erster eine kognitive Therapie ein, die Rational-Emotive Verhaltenstherapie (REVT). Negative Gefühle und daraus resultierendes Verhalten sind durch irrationale Überzeugungen und Bewertungsmuster bedingt. Die "ABC-Theorie" beschreibt dies: Ein unerwünschtes Ereignis (A) wird aufgrund bestimmter bewusster oder unbewusster Überzeugungen, die in der Situation aktiviert werden, bewertet (B). Erst diese Bewertungen (sog. hot cognitions) der Ereignisse führen als Konsequenz (C) zu emotionalen Reaktionen und Verhaltensweisen. Die irrationalen Überzeugungen werden in der Therapie durch Methoden wie z.B. den Sokratischen Dialog hinterfragt und verändert zu rationalen Überzeugungen, die zielführend und hilfreich sind. Auch Übungen und Hausaufgaben werden hierzu eingesetzt.

Einen weiteren kognitiven Ansatz entwickelte Aaron T. Beck (1921). Auch hier sollte dem Patienten ermöglicht werden, automatische stereotype Wahrnehmungs- und Schlussfolgerungsmuster, die den Blick auf die Wirklichkeit trüben, zu identifizieren und in Frage zu stellen.



1961

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Der Psychologe Neal E. Miller (1909 - 2002) stellte die Behauptung auf, dass man erlernen kann, das autonome Nervensystem, das die unbewußten Körpervorgänge lenkt, zu beherrschen, und zwar über ein Belohnungstraining. Die ersten Biofeedbackgeräte Ende der 1960er Jahre gaben mittels am Körper angebrachter Sensoren eine Rückmeldung über Blutdruck, Herzfrequenz, Muskelspannung, Körpertemperatur und Atemmuster. Mit Hilfe von Entspannungstechniken und der Rückmeldung auf dem Monitor wird erlernt, welche Aktivität zum gewünschten Effekt führt.

Biofeedback gehört zum Rüstzeug der Mind-Body Medizin, so wie Achtsamkeitsmeditation, Entspannungstraining und Fantasiereisen. Es wird z.B. erfolgreich eingesetzt bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, Migräne, Bluthochdruck, Asthma, Ängsten und ADHS. 



1961

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Die Humanistische Psychologie wird oft als "dritte Kraft" neben der Psychoanalyse und dem Behaviorismus bezeichnet. Die "American Association for Humanistic Psychology" wurde von Abraham Maslow, Virginia Satir und Carl Rogers Ende der 1950er Jahre gegründet. Humanismus, Existenzialismus und Phänomenologie begründen das Menschenbild, das die Einzigartigkeit des Individuums betont. Die Bedürfnispyramide von Maslow unterscheidet fünf Stufen der Motivation. Die Defizitbedürfnisse (1. Physiologische Bedürfnisse, 2. Sicherheit, 3. Sozialbedürfnisse, 4. Wertschätzung) müssen jeweils Stufe für Stufe befriedigt sein, bevor die Wachstumsbedürfnisse mit dem Ziel der Selbstverwirklichung zum Tragen kommen. Weiterhin entwickelte Maslow das Konzept der positiven Psychologie. Rogers nahm dies Konzept in seine  Klientenzentrierte Therapie auf.**



2000

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Im Gegensatz zur traditionellen Psychologie, die sich eher mit psychischen Defiziten beschäftigt, werden in der positiven Psychologie die psychischen Stärken, wie Optimismus, Beharrlichkeit oder Kreativität, in den Mittelpunkt gestellt. Martin E. P. Seligman (1942) griff das von A. Maslow eingeführte Konzept in den 1990er Jahren wieder auf. Er fand 24 Charakterstärken, die er zu 6 Tugenden gruppierte (Weisheit und Wissen, Menschlichkeit, Courage, Gerechtigkeit, Mäßigkeit, Transzendenz). Er entwickelte die Theorie der "erlernten Hilflosigkeit" und kam zu dem Schluß, dass auch Optimismus erlernt werden kann. Der kroatische Glücksforscher M. Csikszentmihalyi (1934) untersuchte Kreativität und positive Erfahrungen. Er prägte den Begriff des "Flow" als Glückszustand vollkommener Vertiefung in eine Tätigkeit.